Wien, 19. November 2025

„Von Blinden zu Sehenden“: Wie Nachhaltigkeit durch Innovation gelingt

VZI talk 2025, BIG, 1020 Wien, 18.11.2025

Am 18. November 2025 lud der Verband der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI) zu einer exklusiven VZI-Lounge in die Räumlichkeiten der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) in Wien. Unter dem Leitmotiv „Nachhaltigkeit durch Innovation – BIM & KI“ trafen Vertreter:innen der österreichischen Ingenieur- und Planungswirtschaft auf Gerald Beck, seit 2024 Geschäftsführer der BIG und der Austrian Real Estate (ARE). Moderiert von VZI-Präsident Thomas Hoppe, bot das Format Raum für offenen Austausch über die Themen, welche die österreichische Bau- und Immobilienlandschaft derzeit am stärksten prägen: Dekarbonisierung, Digitalisierung, BIM im Bestand und die Rolle von Künstlicher Intelligenz.

 

Dekarbonisierung als strategischer Kern – und als Pflicht zur Wirksamkeit

 

Die BIG zählt zu den bedeutendsten öffentlichen Bauherren und Immobilienbesitzern des Landes, und sie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Beck machte deutlich, welche entscheidenden Beiträge die BIG heute schon leistet:

„Wir haben vor vier Jahren begonnen, gezielt in die Dekarbonisierung zu investieren. Dabei haben wir einen konkreten Pfad, unsere Bestandsgebäude bis 2040 zu dekarbonisieren – und im Moment sieht es so aus, als würde uns das auch gelingen.“

 

Insgesamt wurden rund zwei Milliarden Euro dafür bereitgestellt. Dabei spielt Verantwortung eine zentrale Rolle: „Wir bezeichnen die Investitionen und Maßnahmen als „rechnungshoftauglich“ – bei jedem Euro, den wir für Dekarbonisierung einsetzen, müssen wir nachweisen, dass er nachweislich den höchsten Effekt erzielt“, so Beck.

 

Digitalisierung als Schlüssel – BIM als Voraussetzung

 

Beck stellte zudem klar, dass ökologische Transformation und Digitalisierung nicht voneinander zu trennen sind: „Wir müssen mit der Digitalisierung voranschreiten, damit wir beim Thema Dekarbonisierung vorwärtskommen. Und hier sind wir wirklich auf einem guten Weg.“

 

BIM ist für die BIG längst keine Frage des „Ob“, sondern des „Wie gut“ und „wie viel“: „Wir brauchen für unseren energieeffizienten Betrieb BIM. Nur dann wissen wir, wieviel Energie unsere Gebäude verbrauchen. Duch die BIM-Methode sind wir in Kombination mit unseren FM-Systemen und einem gerade in Umsetzung befindlichen Zähler-Rollout von Blinden zu Sehenden geworden. BIM ist in der BIG gekommen, um zu bleiben.“

 

Zugleich zeigte Beck offen auf, dass die Branche noch vor offenen Fragen steht:
„Wir haben auch noch nicht den Stein der Weisen gefunden, wie man BIM am einfachsten und mit dem größten Mehrwert für alle Beteiligten einsetzt.“

 

Besonders im Bestand sei die Herausforderung groß, aber aus Sicht der anwesenden VZI-Mitglieder könnte KI genau in diesem Bereich zum Gamechanger werden: Die Menge und Komplexität der Daten mache manuelle Prozesse schlicht nicht zu bewältigen.

 

Der Beginn sei immer der Kulturwandel innerhalb der Organisationen: „Es ist wichtig, das Mindset für Innovation zu entwickeln. Wir brauchen jetzt und in Zukunft kreative Köpfe, die ihre Zeit sinnvoll nutzen und keine Menschen, die 08/15-Aufgaben machen, diese übernimmt in Zukunft die KI.“ Dafür müssen laut Beck jedoch seitens der Arbeitgeber die Rahmenbedingungen und ein entsprechendes Verständnis geschaffen werden.

 

KI als Hebel für Effizienz – frühe Ergebnisse sind deutlich

 

Wie konkret KI Mehrwert schaffen kann, zeigt Beck anhand eines aktuellen Pilotprojekts: „Wir haben unsere Daten in ein Testprojekt eingespielt und über KI-Optimierungen wertvolle Handlungsempfehlungen und für den Bereich MSR im Betrieb erhalten. Wir hatten 15 Prozent Kosteneinsparung im Betrieb aber auch Hinweise im Sinne der Predictive Maintenance.“

 

Auch im Zusammenspiel von BIM, Facility Management und KI sieht Beck enormes Potenzial: „Wir wissen mittlerweile, welche Daten wir für unsere FM/BIM-Modelle brauchen. Das ist kein Selbstzweck, sondern faktische Grundlage für Optimierungen. Die Umsetzung ist für uns immer Incentive-gebunden, diese Beteiligung aller Player an der Einsparung und Optimierung ist unserer Meinung nach der richtige Weg.“

 

Gemeinsame Herausforderungen – gemeinsamer Weg

 

Die intensiven Fragen und Diskussionen mit den VZI-Mitgliedsunternehmen zeigten, wie eng die Themen von Auftraggebern und Planungsbüros miteinander verwoben sind. Beide Seiten stehen vor ähnlichen Herausforderungen, die es gemeinsam anzugehen gilt:

 

  • nachhaltiges Bauen und Betreiben
  • der Umgang mit Daten im Bestand
  • die Integration von BIM in den gesamten Lebenszyklus
  • der sinnvolle Einsatz von KI


Die VZI-Lounge bot damit mehr als nur einen Austausch: Sie legte einen Grundstein für stärkere Zusammenarbeit, gegenseitiges Verständnis und einen echten Schulterschluss zwischen Auftraggeberschaft und Planungsbüros.