Experten im Gespräch, 22. September 2016

Stichwort „Export“: Prodiumsdiskussion zu Umfrageergebnissen

Die erfolgreichsten Bereiche für Baudienstleistungen im Ausland sind Hoch- und Tiefbau, Energieconsulting sowie Wasserbau- und Umwelttechnik, Deutschland und Skandinavien sind die beliebtesten Zukunftsmärkte, als größte Hürde wird die Finanzierung von Projekten gesehen – so einige Ergebnisse der Umfrage „Stichwort Export“. Lesen Sie hier, welche Schlussfolgerungen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion daraus ziehen und was sie Dienstleistungsunternehmen anbieten, um sie bei Aufträgen im Ausland zu unterstützen.

 

Den Artikel zur Veröffentlichung der Umfrage finden Sie hier.

 

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage können unter office@vzi.at kostenlos angefordert werden.

Michael Otter

stellvertretender Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

 

Michael Otter

Michael Otter

Für uns war auffällig, dass 94 Prozent der Teilnehmer aus Klein- und Großunternehmen schon im Export tätig waren, das ist ein sehr hoher Anteil. Die wichtigsten Märkte befinden sich zu 80 Prozent in Europa, das war nicht sehr überraschend, allerdings waren mehr als 50 Prozent bereits in Asien mit Exportaufträgen tätig – darunter Vorderasien, Fern- und Südostasien. Ein Drittel hat zudem bereits Dienstleistungsexporte nach Afrika getätigt. Es gibt daher durchaus Potenzial in afrikanischen Staaten, das ist ein Markt, in den wir verstärkt reingehen können. Für viele ist es eine Herausforderung, im internationalen Vergleich zu kleinteilig organisiert zu sein, auch die Suche nach dem richtigen Partner vor Ort ist für viele eine Herausforderung, für beides bieten wir als AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Lösungsansätze.

 

Hier geht es zu den Angeboten der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA

 
 

Gunter Schall

Austrian Development Agency
 
Gunter Schall

Gunter Schall

Die ADA, die Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit hat in den vergangenen zehn Jahren rund 3.500 internationale Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund einer Milliarde Euro gefördert, allein im vergangenen Jahr wurden inkl. Mitteln der Europäischen Union rund 140 Millionen Euro umgesetzt. Diese Gelder fließen in Projekte und werden teils über Ausschreibungen, teils als Förderungen abgewickelt. Auch in den Fällen, wo wir Förderungen vergeben, werden unseren Partnern konkrete Ausschreibungsbedingungen auferlegt. Wir haben die Ergebnisse der Umfrage mit großem Interesse aufgenommen. Den Dialog mit dem VZI wollen wir gern fortsetzen und Möglichkeiten finden, wie wir unsere Ausschreibungspraxis noch weiter verbessern können. Wichtig ist dabei auch die Frage, über welche Portale und Instrumente sich österreichische Unternehmen und Konsulenten informieren können. Die Nutzung der Portale bzw. eine Empfehlung an unsere Partner stellt einen wesentlichen Hebel dar, damit der Informationsfluss zu einem Projekt funktioniert bzw. unsere Ausschreibungen auch bei den Unternehmen landen.
 
 

Harald Waiglein

Bundesministerium für Finanzen

 

Harald Waiglein

Harald Waiglein

Bei der Frage nach den Problemen wird an erster Stelle die Finanzierung von Projekten genannt, in Österreich haben wir ein Problem bei der Zusammenstellung tauglicher Projekte im Sinne vernünftiger Projektfinanzierung. In dem Bereich in dem wir zuständig sind, also vor allem bei multilateralen, internationalen Finanzinstitutionen, nehme ich mit Freude zur Kenntnis, dass viele Unternehmen bereits die Ausschreibungen der Multilateralen nutzen. Kriterien, die wir für unsere Außenwirtschaftsprogramme haben, versuchen wir deckungsgleich mit der österreichischen Regierung, z.B. beim Umweltschutz oder bei Wasserwirtschaftsvorhaben, bei Ausschreibungen unterzubringen, so dass sich daraus ein natürlicher Ansprechpartner in Österreich ergibt. Damit sollten auch gewissen Stärken berücksichtigt sein, die österreichische Unternehmen haben. Ich glaube, dass wir hier noch Potenzial haben.

 

Informationen des BMF zum Thema Export finden Sie hier

 

Ferdinand Schipfer

Oesterreichische Kontrollbank AG

 

Ferdinand Schipfer

Ferdinand Schipfer

Anders als bei Finanzierungen sind wir im Versicherungsbereich auf die schwierigeren Märkte, also Nicht-EU-Länder fokussiert. Das sind gleichzeitig jene Märkte die dynamischer wachsen. Im Dienstleistungsbereich selbst haben wir viel Potenzial und ich bin sicher, dass wir durch eine engere Zusammenarbeit von produzierender Industrie und Dienstleistern Vorteile für beide Zweige erreichen können. In der Umfrage wird die Finanzierung als Problem genannt: Es ist sicherlich gut, wenn Konsulenten in der frühen Phase einer Projektplanung schon daran denken, wie in der Folge die Hauptsache, also die Investition selbst finanziert werden soll. Das Eingeständnis dass unsere Dienstleister relativ klein sind, ist aus unserer Sicht ein klassischer Zielkonflikt – auf der einen Seite wollen Sie als Ziviltechniker oder Architekten selbständig und unabhängig sein, auf der anderen Seite werden Sie oft nur dann angesprochen, wenn Sie eine größere Einheit sind. In jedem Fall empfehle ich Ihnen eine – zugegebenermaßen nicht immer unaufwendige – Registrierung bei den div. Entwicklungsbanken weil diese kleiner Aufträge oft schnell und auf der Grundlage ihrer Datenbanken vergeben.

 

Christoph Huter

Enterprise Europe Network Austria

 

Christoph Huter

Christoph Huter

Das Enterprise Europe Network hilft innovativen KMU, in Europa und international zu wachsen. Dazu versuchen wir mit unseren Beratungsleistungen die Unternehmen direkt anzusprechen. Dass in der Vergangenheit vor allem Zentral- und Osteuropa ein erfolgreicher Markt war, deckt sich durchaus mit unseren Untersuchungsergebnissen. Aufgefallen ist mir, dass die Osteuropa- und Südosteuropafantasie zerplatzt ist, weil kaum jemand heute noch an diese Regionen zu glauben scheint. Interessant ist auch, dass die Partnersuche für die Branche ein großes Problem darstellt. Auch hier können wir als Enterprise Europe Network durchaus interessante Dienstleistungen anbieten. Ein Instrument, um Partner zu finden sind Screening Quellen. In der Umfrage blieben die EuropeAid Online Services und die Europeaid Framework Agreements unerwähnt. Gerade letztere, die für kleinere Projekte und Projektvorbereitungen angedacht sind, bilden eine hervorragende Informationsquelle für weiterführende größere Projekte.

 

Weitere Anregungen zur Partnersuche und zum Screeningprozess finden Sie hier

 

Andreas Gobiet,

Verband der Ziviltechniker und Ingenieurbetriebe

 

Andreas Gobiet

Andreas Gobiet

Es wurde mehrmals über das Thema Finanzierung gesprochen. Die Kernfrage lautet: Welches Steuergeld geht in welche Banken, und wie ist die Wertschöpfung für Österreich, das wäre eine für uns wichtige Information. Die skandinavischen Länder z.B. machen bilaterale Verträge mit afrikanischen Staaten für die Erstellung von Masterplänen, für bestimmte Regionen, und das zieht dann die gesamte Industrie, das Gewerbe, hinten nach. Das sind allerdings Ansätze die aus der Politik kommen müssten, die bei uns aber in unserer Wahrnehmung kaum stattfinden. Das zweite Thema ist die Größe, wir haben das Problem dass wir durch viele gesetzliche Regelungen so eingeschränkt sind, dass wir uns nicht entwickeln können, so wie in anderen europäischen Ländern, wo es pro Ingenieurbetrieb um 8.000-10.000 Mitarbeiter geht. Und ein dritter Punkt sind Arbeitsrechtgesetze, die ein zusätzliches Problem für den Export darstellt, da die österreichischen Unternehmen sich hier im internationalen Wettbewerb im Nachteil sehen.